Unser
"Lechroaner G'wand"
Der
"Lechmaler" Johann Baptist Baader, im
Volksmund auch "Lechhansl" genannt, wurde laut
Eintragung im Taufbuch der damaligen Pfarrei Mundraching am 23. Januar 1717 im heutigen
Lechmühlen geboren.
Hier am Lechrain verbrachte er seine Jugendjahre und - nach
Ausbildungsjahren an der
reichsstädtischen
Malerakademie in Augsburg und einem fünfjährigen Italien-Aufenthalt – einen
großen Teil seines späteren Lebens.
Der
Kunsthistoriker Georg Hager bezeichnet ihn in seinem Kunstdenkmälerband
des
Bezirksamtes
Landsberg von 1888 als "... eine der anziehendsten Künstlergestalten des
18.Jahrhunderts
im Gebiet. Baader zählt nicht zu den hervorragendsten, wohl aber zu den
originellsten
bayerischen Künstlern seiner Zeit." In der näheren und weiteren Umgebung
unserer
Heimat finden sich in Kirchen und Klöstern zahlreiche Werke des volkstümlichen
Malers
Die
Wallfahrtskirche zur Schmerzhaften Muttergottes von Vilgertshofen besitzt im
Altarbild des Stephansaltars eines seiner hervorragendsten Werke. Wohl im
Zusammenhang mit dieser Arbeit entstanden im Jahre 1770 auch die Deckenfresken
im oberen Hausgang der ehemaligen Wallfahrerherberge in Vilgertshofen, dem
heutigen Gasthaus Thurner. Dies sind die
einzigen heute noch erhaltenen Beispiele seiner volkstümlichen Hausmalerei.
Eben
diese Fresken waren sowohl "Inspiration" als auch Vorlage für die
Entstehung unseres "Lechroaner G'wands".
Sie
werden in ihrer Darstellungsweise dem sogenannten "Zopf-Stil", also
dem eigentümlichen Stil des Übergangs zwischen Rokoko und Klassizismus
zugeordnet. Nach den Angaben in der Künstlerbiographie
des Pfarrers Dr. Halblitzel stellen sie in
anschaulicher Schilderung die biblischen Szenen der Herbergssuche, der
Samariterin am Jakobsbrunnen und des Heilands zu Emmaus dar. "... Auf dem
zweiten Gemälde ist die Wirtin, auf dem letzten der Wirt in der damals üblichen
Landestracht porträtiert." - So können wir uns also durch diese Bilder
eine Vorstellung davon machen, wie das bäuerliche Gewand in unserer Gegend damals
ausgesehen hat.
Mit
Hilfe des Bezirksheimatpflegers Herrn Stefan Hirsch und unter der fachkundigen
Anleitung
und Unterstützung der Trachtenschneiderin Frau Ursula Fröhmer
ging man
schließlich
daran, nach diesen historischen Vorlagen ein "G'wand"
für unsere Schützenfrauen und Schützen zusammenzustellen.
Das
Mieder des Dirndls ist aus dunkelblauem Trachtenwollstoff und mit einem
weinroten
"Stecker",
altgoldfarbenen Haken und altgoldenem "Geschnür"
gearbeitet. Es erhält seine
Passform
durch modellierende Rückennähte und ist auch im Vorderteil aufwendig mit Nähten
und Samtbandbesatz verziert. Den weiten handgestiftelten
Rock aus schwarzem
Wollmusselin
säumt ein breiter graublauer "Stoß". Dazu wird eine gereihte kräftigblaue Schürze aus Wollmusselin getragen. Als
Dirndl-bluse wurde eine einfache Bauernbluse mit weiten "geschoppten"
Ärmeln gewählt, zu der als besonders festlicher Blickfang ein Goller aus weißer
Baumwollspitze gehört. Die Wirtin auf dem Bild trägt zu dieser Kleidung als
"Putz" eine "Florschnalle", das ist ein feines schwarzes
Tuch, das um den Hals gelegt und vorne mit zwei kunstvollen Schnallen geschlossen
wird, sowie ein Häubchen. Diese "Schmuckstücke" finden sich auch in
unserer Gruppe in verschiedenen Ausführungen wieder. Das liebevoll gearbeitete
Häubchen ist zum Dirndl passend in Blau gehalten und mit Schleife und Spitzen
geziert. Das lange Haar der Mädchen wird ebenfalls mit einer passenden Schleife
hochgesteckt.
Als
Kleidung der Männer war zu dieser Zeit sowohl die kurze "Joppe" als auch
der lange
"Rock"
üblich. Dies kann man auch aus dem Deckenfresko von Sebastian Jaud (1803) in der Pfarrkirche unserer Nachbargemeinde
Reichling ersehen. Beide Formen sind in unserer Gruppe zu sehen. Rock und Joppe
sind kragenlos und aus demselben weinroten Wollstoff gearbeitet, passend zum
"Stecker" des Dirndls. Beide sind mit einer Reihe altsilberner Knöpfe
besetzt. Dazu wird eine schwarze Bundhose aus Wollstoff mit Lederriemchen, ein
weißes Bauernhemd mit Biesen und Brustriegel und eine rote
hochgeschlossene
einreihige Weste getragen. Auch bei den Männern darf natürlich
ein schwarzes Flortuch und der breitkrempige
schwarze Bauernsonntagshut der damaligen Zeit nicht fehlen.
Wenn man
nun das Ergebnis, das "Lechroaner G'wand"
betrachtet, so stellt man fest, dass es sich recht eng an die historischen
Vorlagen hält und trotzdem auch in unserer Zeit tragbar ist. So wollen wir
dieses "G'wand" bewusst nicht als
Ausstellungsstück betrachten, sondern als festliche Kleidung, die wir bei
entsprechenden Anlässen im dörflichen und kirchlichen Leben tragen.
Wir
möchten an dieser Stelle der Trachtenschneiderin Frau Ursula Fröhmer recht herzlich für ihre fachkundige Unterstützung
danken.
Ganz
besonderer Dank gilt auch Herrn Bezirksheimatpfleger Stefan Hirsch und Herrn
Martin Wölzmüller vom Landesverein für Heimatpflege,
die uns durch einen großzügigen Zuschuss des Kultusministeriums bei diesem
"Unterfangen" unterstützt haben.
Wir
hoffen, dass wir damit - im Sinne der Heimatpflege - zur Bewahrung und Weitergabe
bodenständiger
lechroanerischer Traditionen ein wenig beitragen
können!